Wenn das Wasser bis zum Hals steht…
…darfst du den Kopf nicht hängen lassen! Dürfen wir euch eine Geschichte erzählen? Eine Geschichte von einem Familienunternehmen, dem das Wasser auch bis zum Hals gestanden ist.
Es war einmal… eben ein kleines Familienunternehmen im Herzen von Villach. Die Welt der Hausbaufirma schien noch in bester Ordnung zu sein. Doch leider kam es eines Tages ungewollt zu einem Lieferantenwechsel. Durch die Zusammenarbeit mit einer Salzburger Firma wurden nun Eigenheime aus dem Ausland errichtet. Auch hier schien anfänglich noch alles in bester Ordnung zu sein: der Bauleiter verstand nicht nur sein Handwerk, sondern auch unsere Sprache; verwendet wurden heimische Produkte; deren Mitarbeiter verrichteten zufrieden ihre Arbeit; alles in allem also kein Grund misstrauisch zu werden – dachte sich der Chef des Villacher Kleinunternehmens. Im Laufe der Zeit wandte sich das Blatt aber schlagartig. Schneller als die Hausbaufirma und deren Bauherren schauen konnten, wurde ein Schaden mit immensem Wert verursacht. Genau genommen mussten drei Eigenheime nahezu komplett saniert werden.
Selbsternannte Experten empfohlen schnell die Schließung des Unternehmens. Aber was würde aus den Bauherren werden? Die würden auf ihren Kosten sitzen bleiben und bekämen anstatt einem Eigenheim, eine Bruchbude – wie man es in Kärnten so schön sagen würde.
„Wir möchten uns selbst noch in die Augen schauen können!“, beteuerten die Köpfe hinter dem Familienunternehmen. Somit nahmen sie nicht nur die Hände in die Füße, sondern auch jede Menge finanzielles sowie auch psychisches Kapital in die Hand und versuchten, das Beste aus dem ganzen Chaos zu machen.
Die Bauten wurden saniert und mit den Bauherren wurden unzählige und verständlicherweise sehr emotionale Gespräche geführt. Doch die Arbeit schien sich gelohnt zu haben.
Mithilfe ausschließlich regionaler Partner und heimischer Produkte kam das Villacher Kleinunternehmen wieder auf die Beine. Das Vertrauen mussten sie sich zwar mühsam wieder aufbauen, aber durch eine komplette Umstrukturierung wurde diese harte Arbeit zum Glück belohnt.
Leider ist das noch nicht das Ende der Geschichte. Der weltbekannte und von allen so sehr verpönte Corona-Virus machte auch vor diesem Unternehmen nicht Halt. Sobald die Arbeit endlich wieder fortgesetzt werden konnte, kämpften nun alle mit Lieferengpässen und Zeitverzögerungen. Außerdem musste das doch endlich wachsenden Familienunternehmen mit noch größeren Turbulenzen ringen. Da es sich hier um (k)ein Märchen handelt, könnte man doch auch die Metapher von einer bösen, gnadenlosen und egoistischen Hexe heranziehen, um zu verdeutlichen, wie groß die Herausforderungen waren.
Die beiden eben erwähnten Einflüsse sorgten leider wiederum für extrem viel Chaos: die Bauverzögerungen führten zu Zahlungsschwierigkeiten, die irgendwann leider nicht mehr zu bewältigen waren. Deshalb mussten sich die kämpfenden Ritter der Hausbaufirma im Herbst des vorletzten Jahres eingestehen, dass sie diese Schlacht leider verloren haben.
Tja… wie Sie vielleicht schon vermutet haben, handelt es sich hierbei nicht um ein erfundenes Märchen, sondern um eine wahre Geschichte. Um unsere Geschichte.
Auch wenn es sich besser erzählt und es immer einfacher ist, die Schuld den anderen in die Schuhe zu schieben, geben wir aber auch zu, dass es nicht NUR so ist. Wie soeben erwähnt, ist die Geschichte wahr, aber dennoch dürfen wir nicht verleugnen, dass auch wir selbst Fehler gemacht haben.
Wir haben definitiv auch falsche Entscheidungen getroffen, an bestimmten Punkten auf falsche Ratschläge gehört, während wir wiederum die möglicherweise richtigen überhört oder gar ignoriert haben. Doch all das können wir nicht mehr rückgängig machen und auch leider nicht beurteilen, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn wir an bestimmten Stellen einen anderen Weg eingeschlagen hätten.
Der Kampf war jedoch an dieser Stelle zwar verloren, aber noch lange nicht vorbei. Denn wieder standen wir vor einer Entscheidung: leichter, aber moralisch verwerflicher Weg oder den schwierigen Weg, wo wir uns am Ende noch selbst im Spiegel anschauen können? Sollen und vor allem können wir all unsere Kunden im Regen stehen lassen? Übergeben wir die Schlüssel vom Büro einfach den Anwälten und überlassen es jenen, die weder die Kunden, noch die Mitarbeiter persönlich kennen? Denen deren Schicksal völlig egal ist? Die nur Zahlen, aber keine Menschen und keine Geschichten sehen?
Nein! Das wollten und konnten wir nicht. Also kämpften wir weiter.
Wir haben so schnell wie möglich versucht, für alle Bauherren die bestmögliche Lösung zu finden, um deren finanziellen Schaden so klein wie möglich zu halten. Die Zeit und die Energie, die sie dadurch mehr aufbringen mussten, konnten wir ihnen sowieso nicht einmal ansatzweise erstatten. Dennoch wollten wir, dass sie abgesichert sind und dass sie am Ende dennoch den Traum vom Eigenheim verwirklicht bekommen.
Vielleicht haben Sie soeben gesehen, dass das Wort „versucht“ fett-gedruckt ist. Dies war kein grafischer Fehler, sondern leider Absicht. Wir konnten natürlich nicht alle „retten“ und schon gar nicht glücklich machen. Manche wollten sich auch gar nicht helfen lassen und hofften, auf anderem Wege eine bessere Lösung zu bekommen. Jedoch können wir nur versuchen unser Bestmögliches zu tun und haben mit bestem Wissen und Gewissen versucht, es den Geschädigten ein kleines bisschen leichter zu machen.
Leider haben dies auch nicht alle so gesehen. Mit der offiziellen Verkündung des Konkurses mussten wir uns den wohl größten Hindernissen aussetzen, den dieser eh schon sehr belastende Kampf für uns bereithielt. Die Außenwelt prasselte plötzlich voll bewaffnet auf uns ein – und das Schlimme daran war, wir konnten sie verstehen.
Wir konnten verstehen, wieso wir gemeine und teilweise auch sehr beleidigende, persönliche Nachrichten bekommen haben. Wir konnten verstehen, weshalb in den sozialen Netzwerken solch gehässige Nachrichten über uns und auch an uns verfasst wurden. All unsere Kunden und auch unsere langjährigen Partner haben nun wegen uns selbst mit Verlusten zu kämpfen. Trotz dieses Verständnisses haben wir zuvor nicht damit gerechnet, dass es solche Auswirkungen haben wird und vor allem, dass es emotional dann doch so belastend war. Sicher, wir waren – in gewisser Hinsicht – selber schuld, aber glauben Sie, dass es das leichter macht?
Wir waren ein großartiges Familienunternehmen und wie es der Namen eben schon verrät, haben wir gemeinsam als Familie gekämpft und sind damit gescheitert. Stets waren wir stolz darauf, dass wir die Manufaktur im familiären Alltag nicht berücksichtigen. Doch an einem Punkt in dieser Zeit geht es nicht mehr anders. Wenn einem der berufliche „Alltag“ so sehr aus der Bahn wirft, ist es selbst zuhause nicht mehr möglich, alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu behandeln.
Eine weitere große Herausforderung war und sind nach wie vor unsere Mitarbeiter – da es eben nicht nur einfach Mitarbeiter waren. Auch wenn wir in der letzten Zeit gewachsen sind, waren wir noch lange nicht so groß, dass wir keinen persönlichen Kontakt zueinander hatten – im Gegenteil. Außerdem sind nicht alle Mitarbeiter erst seit ein, zwei Jahren bei uns. So manch einer begleitete uns schon mehr als zehn Jahre. Wenn man so viele Jahre miteinander verbringt und gemeinsam durch Höhen und Tiefen geht, kann man auch nicht mehr von Mitarbeitern oder Kollegen sprechen, sondern einfach von Freunden – teilweise von richtig guten Freunden.
In so einer langen Zeit kennt man sich, man kennt deren Familien, man kennt deren Gewohnheiten, man hat gemeinsam in Kirchtagszelten gesungen, man war auf deren Hochzeiten eingeladen, man war sogar gemeinsam auf Urlaub und hat deren Kinder beim Aufwachsen zugesehen (sie sogar begleitet oder gar geprägt). Umso schwerer fällt es, in dessen enttäuschten Augen zu sehen, wenn man nicht mehr zu sagen hat als „Es tut uns leid! Danke für alles!!!“
All diese Ereignisse prägen einen – vor allem gemeinsam als Familie, die nach wie vor kämpft! Dennoch hat man gemeinsam so viel geschafft – und geschaffen. Das möchte man nicht einfach so sein lassen. Außerdem machte uns die eigentliche Arbeit und unser Job immer riesig Spaß! Wir haben in den letzten 25 Jahren so viele verschiedene Menschen kennengelernt und auf dem Weg zu ihrem Eigenheim begleiten dürfen.
Dafür sind wir sehr dankbar und erinnern uns gerne an die vielen schönen Momente zurück. Doch nun ist es Zeit. Zeit für uns den Schlüssel der Völkendorfer Straße 1 wirklich abzugeben und die Tore der Eigenheim Manufaktur zu schließen.
Die gesamte Branche hat mit so vielen Herausforderungen zu kämpfen, für die wir keine Kapazitäten mehr haben. Eine Sanierung hätten wir uns so sehr gewünscht. Nicht nur für uns, um nun endlich wieder unserer Berufung nachzugehen, sondern auch für all jene, die unter unserer Geschichte auch gelitten haben oder gar noch leiden. Leider müssen wir uns nun aber eingestehen, dass es hier für uns nicht mehr weitergeht.
Doch Aufgeben war noch nie unser Weg und wird es auch in Zukunft nicht sein. Wir sind uns sicher, dass neue Herausforderungen auf uns warten, die wir vor allem als Familie gemeinsam bewältigen werden. Denn schließlich bleibt auch dann noch eines zu sagen:
Wenn das Wasser bis zum Hals steht, darfst du den Kopf nicht hängen lassen!
P.S.: Wir bitten die bösen Zungen da draußen, sich den Kopf über Wichtigeres zu zerbrechen als uns! Wir mussten in den letzten Monaten so einiges verkraften, es wäre alles ohne solche Kommentare/Nachrichten bestimmt ausreichend belastend genug gewesen, hatten für (fast) alles Verständnis, aber würden uns jetzt wirklich einmal mehr darüber freuen, wenn Sie uns einfach nur das Beste – oder einfach nicht mehr nur das Schlimmste – wünschen! Vielen Dank!